Schlicht, schön und sehr gepflegt
In unserer Region gibt es vielfach interessante sakrale Bauwerke. Kirchen, Kapellen, Klöster legen Zeugnis ab über eine lange, mitunter wechselhafte Geschichte. Sie stehen als steinerne Zeitzeugen in unseren Dörfern, in unserer Landeshauptstadt und in ganz Thüringen. Sie sind kulturhistorisch wertvoll und einige von ihnen ein wahres Kleinod.
Nachdem wir in der Vergangenheit die sehenswerten Kirchen in Elxleben, Witterda, Andisleben, Gispersleben, das Kloster in Pforta (Sachsen Anhalt) besuchten und darüber berichteten, trafen wir nun Pfarrer Olaf Meyer und Anika Gruschwitz, Mitglied des Gemeindekirchenrates, in der St. Petri-Kirche in Dachwig.
Der restaurierte, gepflegte Bau dieser schönen Kirche, ist vergleichsweise jung – 1863 errichtet. Zuvor stand an dieser Stelle die Kapelle St. Sebastian. 1524 wird Dachwig evangelisch und die Kapelle zur Kirche St. Petri umgebaut. 1863 entstand dann die heutige Kirche.
Sie wurde einst mit einer Orgel des Erfurter Orgelbauers Thilen ausgestattet, 1755 wurde eine neue Orgel von Johann Heinrich Schulze aus Nottleben gebaut. Mit ihren Klängen waren die Dachwiger wohl unzufrieden und so erhielt der ortsansässige Orgelbauer Johann Michael Hesse 1789 den Auftrag für den Umbau des Instrumentes. Entstanden ist dann aber eine neue Orgel mit insgesamt 1360 Pfeifen. Späterhin baute Ernst Siegfried Hesse, Sohn und Nachfolger des Orgelbauers, vier weitere Register ein – kostenlos. Als die Kirche schließlich neu errichtet wurde, baute Ludwig Julius Hesse die Orgel aus dem alten Bauwerk aus und in das neue wieder ein. Seither ist das monumentale Instrument in großen Abständen repariert und restauriert worden, letztmalig 2004. Um noch bestehende Defizite zu beseitigen, ist man daran, eine erneute Überarbeitung in den nächsten Jahren anzugehen. Ein Katalog durchzuführender Arbeiten ist bereits erstellt, die Kosten sind noch nicht definiert wie Pfarrer Meyer berichtet.
Wir dürfen den Turm über schmale Stiegen erklimmen und das Geläut in Augenschein nehmen. Hier ist eine besondere Glocke zu sehen: eine mittelalterliche aus Bronzeguss. Die Inschrift in gotischen Kleinbuchstaben weist auf das Gussjahr 1494. Zudem ist auf der Glocke das für den sog. "Erfurter Unbekannten" Hans Sideram typische Gießerzeichen, ein um ca. 30° nach links geneigtes Wappenschild, zu erkennen.
Der zweite Teil der Inschrift verweist auf den Namen der Glocke. Sofern richtig gedeutet, besagt die Inschrift "non me si susanna cu sit michi nome ossanna", soll die Glocke nicht Susanna, sondern Osanna genannt werden.
Zwei Eisenhartgussglocken komplettierten das Geläut.
Der Innenraum der Kirche ist mit Holzemporen ausgestattet, mutet gepflegt-schlicht an, der Altarraum hingegen ist reich verziert. 2014 wurde hier letztmalig restauriert, an einer Stelle unterhalb eines der Fenster im Kirchenschiff ist auch die alte, üppige Wandmalerei erhalten. 1963 wurde der Kanzelaltar entfernt. Die Kanzel steht jetzt relativ weit unten und ist über wenige Stufen erreichbar.
Der Baustil der Kirche trägt Merkmale des Rundbogenstils, orientiert an den spätbyzantinischen und romanischen Kirchen in Oberitalien. Das vergleichsweise wenig geneigte Dach, ist innen mit seiner Holzkonstruktion sichtbar.
Während der Gottesdienste steht die Kirche jedermann offen. Ein besonderes Highlight ist der jährlich anlässlich des Freibadfestes dort abgehaltene Gottesdienst wie am vergangenen Sonntag.
Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler
Vor dem Kirchenportal: Pfarrer Olaf Meyer und Anika Gruschwitz
Reich verzierter Altarraum
Relikt aus vergangenen Epochen: Einst waren die Kirchenwände üppig bemalt.
Die Hesse-Orgel
Hinter die Kulissen geschaut: Das Innere des historischen Instrumentes
Blick aus dem Turmfenster
Die mittelalterliche Bronzeglocke