Das Dorf vom Reißbrett

    Wir beginnen heute eine Serie über den kleinsten Ort in unserem Umkreis – Friedrichsdorf. Genau genommen ist es ein Ortsteil (von Witterda), der mit einer atemberaubenden Lage und einer reichen, wenn auch kurzen Historie aufwartet. Am 23. August – so viel sei schon verraten – wird ein besonderes historisches Kleinod dort die Aufmerksamkeit erlangen, die es verdient. Dann findet ab 15.30 Uhr eine bemerkenswerte Zeremonie und im Anschluss daran ein fröhliches Beisammensein statt. Doch dazu in Kürze mehr – einfach den Termin schon mal vormerken.

    Friedrichsdorf – idyllisch waldnah und hoch gelegen – eröffnet einen unvergleichlichen Ausblick ins Thüringer Becken. Der pittoresk anmutende Ort, in dem aktuell 72 Menschen leben, lässt nicht erahnen, dass er noch relativ jung ist und einst von einem Landbauinspektor geplant und angelegt wurde. Friedrichsdorf gehört zur Gemeinde Witterda, ist Ortsteil.

    Vor nicht einmal 250 Jahren entstand das Dorf auf Anordnung des Mainzer Erzbischofs und Landesherren Friedrich Karl Joseph von Erthal. Das Dorf ist nach ihm benannt. Es ist eine vorab geplante und späterhin errichtete Siedlung, die sieben Höfe umfasste und ein Backhaus. Die hoch gelegenen und schwer zu bearbeitende Äcker, von denen zuvor viele brach lagen, waren nunmehr die wirtschaftliche Grundlage für ein neu zu errichtendes Dorf. Landbauinspektor Neithardt von Gneisenau nahm sich des Projektes an und ließ den Ort anlegen/ bauen. 

    Auf dem Friedrichsdorfer Areal oder zumindest in unmittelbarer Nähe, war bereits ein Dorf gelegen und um 1450 vermutlich infolge des Sächsischen Bruderkrieges* wieder verschwunden – Rasdorf (auch als Rosdorf bezeichnet). Dass dieses Dorf verschwand, ist wohl dem Umstand geschuldet, dass seine Bewohner es verlassen haben, müde der vielen Überfälle von Raubrittern, die Verluste von Menschenleben, von Tieren, Gebäuden, Hab und Gut mit sich brachten, vermuten Historiker.

    Nun, 1770 also, ein städte- bzw. dorfplanerisches Unterfangen des Landesherren. In die sieben Höfe zogen sechs Familien aus Witterda, eine aus dem Eichsfeld ein. Ab 1790 wurde der Bau einer Schule und einer Kapelle beantragt. Die Schule kam, die Kirche nicht. Ein Backhaus, das die Einwohner gemeinsam zum Backen nutzten (also keine Bäckerei) stand den Einwohnern zur Verfügung.

    Immer wieder hatten die Friedrichsdorfer ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit von Witterda eingefordert. Am 5. August 1833 erging eine entsprechende Kabinetorder, nach der das möglich wurde. Vorausgegangen war ein politischer Machtwechsel, so dass die Region nun Preußen zugehörig war. 1953 war es mit der Selbständigkeit bereits wieder vorbei und Friedrichsdorf gehört seither wieder als Ortsteil zu Witterda.

    *) Zwischen 1446 und 1451 wütete der Sächsische Bruderkrieg mit verheerenden Auswirkungen auf Thüringen. Die Ursache der Fehde: Der Plan der Altenburger Teilung war von den zerstrittenen Brüdern Friedrich II. und Wilhelm III. abgelehnt worden. Erst mit dem Naumburger Frieden von 1451 wurde der Streit beigelegt. Infolge des Krieges kam es zu Zerstörungen gewaltigen Ausmaßes in weiten Bereichen Thüringens. Unzählige Tote waren zu beklagen, Ortschaften wurden entvölkert. Quelle: Wikipedia

    Autor: B. Köhler, Fotos: J. Köhler (Bilder 1, 2), S. Poltermann (Bilder 3, 4), B. Köhler (Bild 5)

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